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Die Mühlentechnik

Schematische Darstellung des rechten Mühlenganges



Die Mühlenräder

"Zur Zeit des Ludewik von Winterstedt war die Sache noch einfach. Alle Wasserräder waren aus Holz gebaut. Man unterschied  bei den unterschlächtigen Rädern 3 Typen. Die Holmer Mühle hatte zwei Räder. Für jeden Mahlstuhl eines.

Nun wissen wir ja aus der Druckschrift „400 Jahre Holmer Mühle“ unseres verehrten Vereinsgründers Gerhard Kegel, dass um 1870 das Räderwerk verändert wurde, (1874 zusammen mit dem Anbau der Sägemühle?) und dass ab da die beiden Mahlstühle durch ein zu dieser Zeit hochmodernes Wasserrad aus Stahl angetrieben wurden. Diese Art des Wasserrades war die letzte Entwicklung in der Geschichte von Wasserrädern.

Das Sägewerk wurde  wahrschienlich durch eine vertikale Franzisturbine angetrieben, die nun überall in den Wassermühlen in dieser und anderer Konstruktion Einzug hielt. Die Turbinen waren in vieler Hinsicht den Rädern überlegen. Und die Holmer Mahlmühle erhält nun noch ein neues Wasserrad aus Stahl?

Eines ist klar, die beiden Holzräder, falls sie zu diesem Zeitpunkt noch vorhanden waren, mussten dem Betonschacht für die Turbine weichen. Es ging nicht anders, denn der Bypass im Wehr musste erhalten bleiben und eine schneller laufende Turbine für die Mahlmühle hätte ein aufwendigeres Getriebe zur Beschickung der Mahlstühle erfordert.

Wann das Stahlwasserrad eingebaut worden ist und warum mag Spekulation sein. Nur eines ist klar: Wir haben es, das Wasserrad! Und es ist das Modernste. Beweis ist eine Kettennuss (s.u.), die noch heute an der Giebelwand zu sehen ist.
Die Kettennuss beweist, dass vor dem Rad an der Holmer Mühle ein sogenanntes „Überfallschütz“ installiert war.Dieses hat mit einem Banküberfall oder sonstigen kriminellem Akten nichts zu tun, sondern beschreibt nur, dass bei dieser Schützkonstruktion das Wasser nicht unterhalb des Schützes passiert, sondern man das Wasser über das Schütz in das Rad fallen lässt, indem man das Schütz absenkt, und somit das Wasser an höherer Stelle in das Rad eintritt, wodurch sich die Leistung des Rades erhöht und Leistung ist, wie wir alle wissen, fast alles.

Ein weiterer Aspekt kommt hinzu. Diese Konstruktion habe ich bisher noch nirgendwo ausgeführt entdecken können. Da das Schütz und das zugehörige Gerinne immer in Stahlblech ausgeführt waren, ist dieses nicht verwunderlich, denn die Originale wie z.B. an der Holmer Wassermühle oder das Gerinne des oberschlächtigen Rades der Bendestorfer Mühle sind längst weggerostet. Links ist nun ein Wasserrad mit dem erwähnten Überfallschütz gezeigt. Es handelt sich um ein rückschlächtiges Kropfrad. Kropf nennt man die eng an den Schaufeln des Rades anliegende Wasserführung, die verhindert, dass Wasser vorzeitig aus den Schaufeln fällt. Das Gewicht des Wassers wirkt voll auf die zur Verfügung stehenden Fallhöhe. Überfallschütz und Kropfrad sind von der Konstruktion her immer miteinander verbunden.

So sah das alte Wasserrad aus, das hinter einer Bretterwand verborgen war.

Wolfgang Pfeiffer  25.11.2006
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